Donnerstag, 31. März 2016

Harzer Hexenstieg - Leseprobe

Der Harzer Hexenstieg - Eine Wandererzählung




Vom 31.08.2015 bis zum 04.09.2015 bin ich allein mit meinem 10 kg schweren Rucksack auf
dem Harzer Hexenstieg unterwegs gewesen. Seit mehr als einem Jahr habe ich mich mit dem
Gedanken getragen, einen Fernwanderweg zu gehen. Da ich mich zu den Wanderanfängern
zähle und bislang lediglich einige Wanderungen in Norddeutschland und den Niederlanden durchgeführt habe, ist die Entscheidung zugunsten eines Weges in einem deutschen
Mittelgebirge gefallen. Mal schauen, ob ich mein Vorhaben realisieren und den Harz in 5 Tagen
von West nach Ost durchqueren kann. Sollte ich es nicht schaffen, besteht jederzeit die
Möglichkeit, mit dem Bus und Zug zurückzufahren. Aber diesen Gedanken verwerfe ich ganz
schnell: noch nicht einmal begonnen und schon an Abbruchmöglichkeiten denken? Nein, das
geht gar nicht.




Der Beginn:
Mit der Bahn reise ich am 31. August nach Osterode im Westen des Harzes. Dort beginnt der
Hexenstieg an der Bleichestelle und führt über eine Länge von ca. 95 km bis nach Thale im
Ostharz. Dabei überquert er auf der Originalroute den höchsten Berg Norddeutschlands mit
einer Höhe von 1141 m über N.N., den Brocken. Es gibt zwei etwas einfacher gestaltete Alternativrouten. Sie unterscheiden sich durch wesentlich geringere Höhenunterschiede von der
Hauptroute. Diese werde ich nicht nutzen, sondern mich an dem Hauptweg versuchen. Nach
meinem Ausstieg am Bahnhof Osterode/Mitte beginnt meine Wanderung.


Etappe 1 von Osterode nach Buntenbock, ca. 12 km
Für mein Vorhaben benötige ich noch ordentliches Kartenmaterial. Die Recherchen im Internet
haben ergeben, dass die Karte des Harzer Hexenstieges von KartoGuide mit einem Maßstab von
1 : 30000 sehr gute Kritiken erhalten hat. Es handelt sich dabei um den offiziellen Führer, der vom Harzer Tourismusverband und dem Harzklub e.V. herausgegeben wurde. Diesen will ich mir im örtlichen Touristeninfozentrum besorgen.



KartoGuide Harzer Hexenstieg

Ich laufe erst einmal Richtung Ortsmitte, denn dort wird es ein solches Zentrum
geben - vermute ich. Als ich die Fußgängerzone von Osterode erreiche, zeigt bereits ein
entsprechendes Hinweisschild in dessen Richtung. Aber keines der Häuser, die ich in dieser Richtung ausmache, beinhaltet das gesuchte Büro.

Schließlich frage ich eine Dame, welche auf einer Bank anscheinend ihre Mittagspause genießt.
"Oh, die Touristeninformation liegt ein wenig versteckt hinter der alten Stadtmauer. Es ist
nicht allzu weit von hier. Ich werde Sie einfach dorthin begleiten", erläutert sie mir freundlich,
springt auf und geht vor mir her durch eine kleine Gasse.

Schon kommt die von ihr erwähnte Stadtmauer in Sicht. Wir gehen durch ein kleines Tor und
rechts dahinter, in einigen Metern Entfernung, prangt ein Schild mit dem großen typischen "I"
für Touristeninformation an einem einladenden Gebäude.

"Viel Glück auf dem Hexenstieg", ruft sie mir noch zu, dreht sich um und ist verschwunden.

Ich erhalte das gewünschte Kartenmaterial und dazu noch eine Liste mit Hotels, Pensionen und Campingplätzen am bzw. in der Nähe des Hexenstieges. Man erklärt mir kurz den Weg zur Bleichestelle, dem Beginn meines Wanderweges.


Rathaus Osterode

Ich lasse das Rathaus, ein wunderschönes Fachwerkgebäude, zu meiner Linken liegen, gehe
einige Meter geradeaus, überquere dann eine Brücke, die einen Bach überspannt, gehe durch
einen Kreisverkehr und folge, nach rechts gewandt, der Scheerenberger Straße. Ich frage dort nochmals eine ältere Dame, die mit Einkaufstüten beladen eine Pause eingelegt hat, nach dem
Weg. Die Straße steigt jetzt leicht an.

"Ich gehe in die gleiche Richtung. Sie können mit mir mitgehen", kommt es von ihr, wobei sie
schwer atmet. "Wollen Sie den kompletten Hexenstieg gehen"? fragt sie überrascht als sie
meinen nicht gerade kleinen Rucksack betrachtet und erzählt mir dann, dass sie in früheren
Jahren auch gerne mit ihrem Lebenspartner Reisen unternommen hat. "Jetzt bin ich allein und
kann es aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr machen", kommt es traurig von ihr. Sie
bleibt stehen und deutet nach links über die Straße. "Dort drüben beginnt der Hexenstieg. Sie
müssen immer geradeaus auf dem Hundscher Weg laufen. Viel Glück." Dann geht sie weiter.

Schon das 2. Mal, dass mir jemand so freundlich den Weg erklärt und mir Glück wünscht. Besser
kann mein kleines Abenteuer nicht beginnen.



Harzer Hexenstieg von Osterode bis Thale

Die kleine weiße Hexe wird mich in den nächsten Tagen ( hoffentlich immer) auf meinem Weg
begleiten.

Zunächst gehe ich in freudiger Erwartung zwischen den Wohnhäusern am Ortsrand von
Osterode auf dem Hundscher Weg, der hier noch eine ganz normale Straße mit Bürgersteig ist.
Allerdings ist die Steigung hier deutlich in den Beinen zu spüren. Am Ortsrand wird aus der
Asphaltstraße ein Schotterweg, der weiterhin rasant ansteigt. Bis zu meiner ersten geplanten
Rast, dem Eselsplatz, sind es ca. 3 km und der Höhenunterschied beträgt laut Führer auf diesem
Teilstück 240 m. Der Weg führt zwischen Wiesen und Äckern hindurch, immer bergan. Bei den
gemeldeten Temperaturen von 32 Grad Celsius, und die haben wir mit Sicherheit erreicht,
komme ich sehr schnell ins Schwitzen.

Kurz vor Erreichen der Waldgrenze befindet sich linker Hand ein Hinweisschild, welches den
Wanderer darauf aufmerksam macht, dass auch der deutsche Dichter Heinrich Heine diesen Weg beschritten hat. Seine Erlebnisse hat er in dem Werk "Die Harzreise" 1824 nieder
geschrieben. Heine wanderte als Student von Göttingen bis Ilseburg und hat dabei den Harz
von Süd nach Nord durchquert.


Heinrich Heine: "Die Harzreise"


Nach einigen Metern liegt links am Weg eine Töpferei, dessen Inhaber mit verschiedenen
bunten Gefäßen im Garten auf sich aufmerksam macht. Endlich führt mein Pfad in den Wald.
Bei den heutigen Temperaturen bin ich froh, jetzt im Schatten der Bäume weitergehen zu
können. Der Hexenstieg ist immer noch ein relativ breiter Wanderweg mit einem gut
begehbaren Sand- und leichtem Schotteruntergrund. Ich höre nur noch meine Schritte,
Vogelgezwitscher und keine Motorengeräusche von Pkws oder Lkws mehr. Ich kämpfe mich,
dem Weg folgend, weiter empor. Die ungewohnte und für einen Flachländer wie mich, relativ
starke Steigung macht mir zu schaffen. Von Vorteil ist, dass der Hexenstieg sich in leichten Windungen nach oben bewegt, so dass ich immer bis zur nächsten Biegung schauen kann, aber
nie ein Ziel in weiter Entfernung verfolgen muss.

Plötzlich registriere ich einen besonderen Geruch: Brombeere. Bei näherem Hinschauen
entdecke ich überall am Wegesrand Brombeerbüsche mit zum Teil reifen Früchten. So intensiv
habe ich diesen Geruch noch nie erlebt.


Brombeeren, die zum Naschen einladen.

Auf halber Strecke zum Eselsplatz begegne ich einem besonderen Wesen. Links von mir taucht
eine Köhlerfrau auf, welche eine 40 kg schwere Kiepe trägt. Leider kann sie mir nicht sagen, wie
sie tagein und tagaus diese Leistung bewältigt hat. Es handelt sich bei der Köhlerfrau um eine
wunderbare Holzfigur.

Im Vergleich dazu trage ich nur 1/4 dieser Last. Die Frauen haben vor Jahrhunderten auf diese Art
und Weise ihre Männer bei der Arbeit in den Bergen versorgt. Immer noch diese Leistung
bewundernd setze ich meinen Weg fort.
Ich weiß jetzt noch nicht, dass ich in einigen Tagen noch einmal sehr über die Köhlerfrau
schmunzeln werde.

Mittwoch, 30. März 2016

Harzer Hexenstieg - Eine Reiseerzählung



Wanderung auf dem Hexenstieg 31.08.2015 - 04.09.2015

Am letzten Augusttag in 2015 habe ich mit meiner ersten Fernwanderung begonnen. Dieses Ereignis war für mich ein derart positives Schlüsselerlebnis, dass ich es in einer 72 seitigen Wandererzählung mit einigen Bildern niedergeschrieben habe, um alle, die es interessiert, daran teilhaben zu lassen. Zudem war es mir ein Anliegen, den zu gehenden Wanderweg für andere Hexenstieg-Wanderer genauer zu beschreiben, d.h. die Wegebeschaffenheit darzustellen.


In den nächsten Tagen können die ersten zehn Seiten der Wandererzählung ( als sog. Leseprobe ) hier verfolgt werden.


Wer Interesse an der kompletten Erzählung hat, kann diese für 5,00 € erwerben. In diesem Fall bitte ich um Kontaktaufnahme unter folgender Mailadresse: anitaswanderwelten@gmail.com

Die komplette Wandererzählung Harzer-Hexenstieg wird als e-book im pdf-datei-format versandt.