Dienstag, 30. Mai 2017

Jakobsweg 2017 - 25. / 26. Mai

Der Erlenhof in Ammeldingen
Auf diesem Jugendhof konnte  ich meine nächste Nacht verbringen. Herr Watty und seine Ehefrau haben hier vor 20 Jahren begonnen, ihren Traum zu verwirklichen. Sie haben einen Hof erworben und komplett neu hergerichtet, um einen bezahlbaren Ort für Jugendgruppen, aber auch Familien und andere Gruppen ( z. B.  Behinderte ) zu schaffen. Pilger sind ebenfalls herzlich willkommen. In diesem kleinen Paradies durfte ich einige Stunden verweilen.

Von Ammeldingen bis Neuerburg führt der Pilgerweg am nächsten Morgen gemütlich bergab durch schöne Eifelorte. Doch dann beginnt hinter Neuerburg die bislang längste und steilste Wanderstrecke auf meiner Tour. Im Schneckentempo und schweißgebadet erreiche ich nach 1,2 km steiler Bergaufwanderung die Kreuzkapelle. 

Barocke Kreuzkapelle

 Hinweis zur Kreuzkapelle - 1707 bis 1727 erbaut                



 
Naturdenkmal in Mettendorf - ein Baum, zwei Stämme


Kreijschkoos 300 Jahre alte Stieleiche zwischen Buchen 

In der Region geht die Geschichte um, dass Mütter ein Kreuz an der Eiche angebetet haben, deren Kinder nicht aufhören wollten zu schreien ( kreischen ).

Nach einem heißen Frühlingstag und langen Wanderstrecken erreiche ich heute, an Christi Himmelfahrt und Herrentag den Ort Nusbaum. Vom Herrentag habe ich nichts gemerkt.

Ich habe Glück, dass Frau Goebel noch einen Platz für mich hat. Zunächst hatte ich am Montag bei einer anderen privaten Pilgerunterkunft nachgefragt. Aufgrund des langen Wochenendes war bereits alles ausgebucht und in diesem Gebiet sind die Übernachtungsmöglichkeiten dünn gesät. Aber Frau Ziwes hat Frau Goebel angerufen und von meinem Problem berichtet und sie überreden können, mir doch ein Zimmer in ihrer Privatwohnung zur Verfügung zu stellen. Wir hatten einen  wunderbaren Abend und nach  einem Frühstück - wie in einem guten Hotel und mit Proviant bestückt - hat sie mich am nächsten Tag auf den Weg geschickt.

Angeblich noch 2400 km von Nusbaumerhöhe bis Santiago   

Ich weiß allerdings nicht, welche Route man hier abgemessen  hat. Dann will ich mal mein heutiges Tagespensum in Angriff nehmen. Die Grenze zu Luxemburg rückt näher. Hier im Wald zwischen Nusbaum und Bollendorf waren schon die Kelten und Wikinger unterwegs. Vor den Dämonen und wilden Tieren des Waldes schützen mich die Geister der Wikingerfürsten 😉

König Bollybur und Prinzessin  Bollonia    


anspruchsvoller Wanderweg

Es geht über Stock und Stein, unter Felsblöcken entlang, bergauf und bergab , auf breiten und schmalen Wegen Richtung Luxemburg. Das Wandern macht hier richtig viel Freude.

Aussichtspunkt Sonnenlay - in der Ferne erkennt man Luxemburger Höhenzüge

Nach der Kletterei schließt sich eine 6 km lange Wanderung an der Sauer entlang an. Die Sauer ist ein Grenzfluss zwischen Deutschland und Luxemburg.

Brücke über die Sauer kurz vor Echternach

In Echternach angekommen fährt nur 10 Minuten später der Bus nach Luxemburg in den Busbahnhof ein. Es ist kein Problem, die notwendigen Auskünfte zu erhalten. Alle sprechen deutsch und nach wenigen Minuten beginnt meine Fahrt nach Luxemburg. 

Donnerstag, 25. Mai 2017

Jakobsweg 2017 - 21. Mai bis 24. Mai

Trotz Geburtstagsfeier im Pfarrheim habe ich gut geschlafen und starte am nächsten Morgen nach meinem Pausentag durch. Plötzlich bleibe ich verdutzt stehen - Kamele. Nein, ich habe gestern nicht mitgefeiert. Sie stehen dort wirklich auf einer Wiese.

Kamele in der Nordeifel

Und ich bin auch wirklich noch nicht in Afrika sondern in der Nordeifel. 
Durch eine wunderschöne hügelige Landschaft geht es Richtung Kronenburg. Langsam gewöhne ich mich an die Anstiege. Nur wenn sie besonders steil sind, bin ich laut am schimpfen. Gut, dass mich keiner hört. Und ich bin froh, doch die Trekkingstöcke dabei zu haben. 


Kronenburg 
In Kronenburg denkt man, man befindet sich im Mittelalter. Im Ortskern stehen viele Gebäude , die noch aus dem Mittelalter stammen und sehr gut erhalten sind. Dort ist heute mein Etappenziel
 auf dem Campingplatz Kronenburger See, den ich unbedingt weiter empfehlen kann.

Fast 15 km Wald auf dem Weg nach Gondenbrett
Nach einer weiteren frostigen Nacht auf dem Campingplatz ( 3 Grad Celsius heute Nacht ) verläuft       der Jakobsweg über Ormont,  Gondenbrett und Prüm nach Rommersheim. Ich gehe stundenlang auf  einsamen Waldpfaden. Nur gut, dass sie so ausgezeichnet mit der Jakobsmuschel an den Bäumen markiert sind. Ansonsten könnte sich so mancher Pilger schnell verirren. Kurz vor Prüm habe ich drei recht knackige Anstiege zu bewältigen, bevor ich vor der Basilika stehe. Der Schweiß rinnt nur so vom Körper.


Basilika St. Salvator in Prüm
Die letzten 4 km nach Rommersheim haben es auch noch einmal in sich. Steil bergan führt der Weg, bevor es entspannter weiter geht. Die nun auftauchenden Bärlauchwiesen kann ich kaum genießen.  Bei Familie Feinen angekommen, will ich nur noch duschen, etwas essen, ein Alster trinken und dann schlafen.
Bärlauch, wohin man schaut
Die Bärlauchwiesen begleiten mich auch am nächsten Morgen. Fast zwei Stunden lang habe ich den Knoblauchduft in der Nase. Daneben kann ich noch. viele verschiedene Blumen bewundern. Staunend wie ein kleines Kind laufe ich durch diese atemberaubende Natur.   


Burgruine Schönecken 
Kurz vor Schönecken werde ich von zwei Wanderern überholt. Es ist ein niederländisches Ehepaar, dass mich spontan zu einem Kaffee einlädt, als ich gerade eine Rast einlegen will. Riek und Noet wohnen am Pilgerweg und erzählen beim Kaffee, dass sie ins Emsland ziehen wollen,  um näher bei der Familie zu sein. Welch ein Zufall. Ich wohne im Emsland und die Adressen werden ausgetauscht. Vielleicht trifft man sich ja bald im schönen Emsland.

Pilgerweg vor Waxweiler 

Der folgende Weg besteht aus sehr viel Asphalt. Auch das gehört zum Jakobsweg dazu. Zum  Teil geht es auf Naturböden, die mit Schotter ausgebessert sind, voran, aber der Asphalt überwiegt. Höhepunkte bilden die Fernsichten. Sie animieren zum Stehenbleiben und den Blick in die Weite zu genießen.

Kapelle in Krautscheid

Am nächsten Tag nach der Nacht auf dem Campingplatz in Waxweiler suche ich zunächst verzweifelt meinen Weg. Ein älterer Herr stoppt mit seinem Auto und bietet mir seine Hilfe an. Zusammen finden wir den Weg und er bringt mich noch schnell die nächsten 2 km mit seinem Auto über den nächsten Berg. Bald bin ich in  Krautscheid und entdecke die niedliche Kapelle. Man sieht, wie liebevoll sie gepflegt wird. Hier gibt es auch einen weiteren Stempel. Solche kleinen Kapellen werde ich jetzt öfter sehen. 

Wegekreuz bei Ammeldingen 
Wegekreuz der verschiedensten Art sind Begleiter am Jakobsweg, hier ein besonderes mit Jakobsmuschel. Und dann bin ich am Erlenhof in Ammeldingen, einem besonderen Jugendhof, der auch Pilger beherbergt. 

Samstag, 20. Mai 2017

Jakobsweg 2017 - 16. Mai bis 20. Mai

Ich habe die Nacht zwar etwas frierend, aber gut überstanden. Am frühen Vormittag steigt das Thermometer bereits auf 20 Grad. Ich fahre die gut 10 km mit dem Bus zum Dom. Asphalttreten durch die Stadt nur an Wohnblocks und Geschäften vorbei muss nicht sein. Und dann stehe ich vor einem der imposantesten Bauwerke Deutschlands.

Teilansicht des Kölner Doms


Pilgerin vor dem Kölner Dom 


 
Im Inneren des Domes
Im Domforum habe ich gleich 2 Pilgerstempel ( 1 Sonderstempel zu den hl. Drei Königen ) erhalten und eine nette, vertrauenswürdige Dame hat auf meinen Rucksack aufgepasst, so dass ich noch in den Dom schauen konnte. Taschen werden kontrolliert und mein Rucksack ist zu groß. 

Im Domforum mache ich eine lange Pause. Man kann dort gut sitzen und es gibt günstigen Kaffee.  (Tip für alle Köln- und Dombesucher )            


Innenstadt Köln
Bei meinem weiteren Gang durch die Stadt bemerke ich: Sie gefällt mir. Es herrscht zwar geschäftiges Treiben, aber keine Hektik. Die Menschen machen überwiegend einen zufriedenen, ruhigen Eindruck auf mich. Ganz anders habe ich Dortmund empfunden - Hektik pur. 

Gut gelaunt wandere ich durch Alleen und an Parks vorbei über Efferen nach Hürth-Hermülheim zur Jugendherberge. Die Autorin meines Reiseführers hätte mich in Efferen auch aufgenommen, aber sie ist erkrankt und musste ins Krankenhaus. Schade - es wäre bestimmt interessant geworden. Ich hoffe, es geht ihr wieder besser. 

Heute am 17. Mai sollen es wieder 29 Grad werden. In den Vormittagsstunden gehe ich langsam im Schatten vieler Bäume bis Brühl.      

 
Bischoff-Brauerei Weilerhof in Fischenich, produziert ein Kölsch 

Um 13 Uhr beziehe ich mein heutiges Quartier in der Pfarrgemeinde Brühl. Geschlafen wird heute in Hochbetten der Bundeswehr, die ausgesondert wurden. Vier Pilger hätten Platz. Ich bin jedoch allein. Um die Zeit zu überbrücken schau ich mir das Schloss Augustusburg und seine Gärten an. Es dürfte Vielen aufgrund der dort stattfindenden Staatsempfänge bekannt sein.

 Schloss Augustusburg
 Am nächsten Morgen erhalte ich sogar meinen geliebten Kaffee. Im Raum gegenüber wird ein Frühstück für Obdachlose und sozial schwache Menschen ( schreckliche Bezeichnung ) vorbereitet und ich darf mir Kaffee holen. Schnell bin ich aus Brühl heraus und in Walberberg geht der erste Schauer nieder. Eine Dorfbewohnerin bietet mir in ihrem Innenhof einen geschützten Platz an und erzählt von einem  damals 65jährigen Bekannten, der mit Zelt nach Santiago gepilgert ist. 

Swister Turm - Kirchturm der Pfarrkirche des untergegangenen Ortes Swist
 

Zerzaust von Wind und Regen 😊 vor einem Rapsfeld und trotzdem gut gelaunt auf dem Weg.

In Euskirchen angelangt holt mich mein Gastgeber mit dem Auto aus der Innenstadt ab. Auch er ist mit 76 Jahren noch Jakobspilger und bereitet die nächste Tour mit seiner Gruppe bereits vor.

Am 19. Mai gehe ich das erste Mal in kompletter Regenbekleidung los. Meinen lieben Gastgebern scheint es fast leid zu tun. Wandern bei Regen ist eigentlich nicht so tragisch, würde man unter der Regenkleidung nicht so schwitzen und schnell frieren.

 Hardtburg bei Euskirchen 

Die Zahl der Burgen und Schlösser an meinem Weg nimmt merklich zu. Im Regen wandere ich die 16 km durch Wälder bis Bad Münstereifel. Dort steige ich frierend und etwas nass in den Bus nach Blankenheim. Die 20 km bis dorthin schaffe ich heute zu Fuß nicht mehr. Um 15 Uhr lassen mich der Pastor und der Gemeindereferent nach herzlicher Begrüßung in die Dachkammer meiner Herberge beim Pfarramt. Die Heizung funktioniert, so dass ich meine Sachen trocknen kann und in der Küche im Erdgeschoss kann ich tatsächlich heißen Tee und Kaffee machen. Was will ich mehr? Ich beschließe, zwei Tage hier zu bleiben. Morgen, Samstag, der 20. Mai wird mein erster kompletter Ruhetag 

Kirche und hübsche Fachwerkhäuser im beschaulichen Blankenheim 


Blankenheim

Burg Blankenheim ist heute Jugendherberge

Freitag, 19. Mai 2017

Jakobsweg 2017 - 14. Mai / 15. Mai


Pilgerherberge in Lennep - für Jakobspilger kostenlos
Und dann treffe ich auf dem Weg nach Wermelskirchen diesen " kleinen " Rotti. Er ist nicht über mich hergefallen, sondern ich über ihn 😁. Ich musste den lieben Kerl erst einmal tüchtig knuddeln.



Schmidti, ein ganz lieber Rottweiler 

Ein herrlicher Buchenwald zwischen Wermelskirchen und Altenberg

Hier, in Mitteldeutschland laufe ich immer wieder durch schöne Buchenwälder. In der Ferne sind heute dauernd Gewitter zu sehen. Als sich plötzlich ein Schauer über mich entlädt, schaffe ich es auf die Sekunde unter einen großen Sonnenschirm eines Waldcafes. Glück gehabt und trocken geblieben. Als ich Altenberg etwas angeschlagen erreiche, holt Achim Urban mich dort um 18.00  Uhr ab. Die 2,5 km zu seinem Haus im Ort Blecher auf der dorthin führenden Straße hinauf, hätte ich auch nicht mehr geschafft. Diesen Fahrdienst bietet Achim den Pilgern an, die bei ihm übernachten. Dort angekommen werde ich hervorragend bewirtet und es wird ein schöner Abend. Achim zeigt mir noch seinen wunderbaren Garten. den er seit Jahren immer wieder erweitert. Ich bin gerührt von soviel Gastfreundschaft.


Haupteingang Altenberger Dom


 
Berühmtes Glasfenster des Altenberger Domes

Am 15. Mai möchte ich bis Köln laufen. Ich habe für heute aber noch keine Unterkunft. Alle meine Anrufe von unterwegs bei Adressen aus dem Pilgerführer waren erfolglos und zudem wird es ein heißer Tag. Ich wandere durch verschiedene Orte und Parks. Etwa 10 km vor der Kölner Innenstadt fällt mein Blick auf ein Hinweisschild für einen Campingplatz. Ich lasse mir den Weg an einer Tankstelle erklären und bin um 15 Uhr an der Rezeption. Diese frühe Pause kann ich heute gut gebrauchen. Theo an der Rezeption spendiert mir sogar einen Kaffee. Die Einladung auf ein Glas Wein am Abend lehne ich dankend ab. Seine Motivation erscheint mir etwas fragwürdig. Neben mir auf dem Platz zeltet eine Frau mit Boxerhündin, was mich heute doch ein wenig beruhigt. 

 
Mein Schlafplatz

                                                     und mein  "Wachhund" heute Nacht

Dienstag, 16. Mai 2017


Jakobsweg 2017 - 12./13. Mai

Der Tag beginnt mit Regen. Ich habe Zeit und warte erst einmal ab. Als es um 9 Uhr nur noch nieselt, nehme ich meinen Rucksack und fahre mit dem Bus zurück in die Stadt zum heutigen Ausgangspunkt. Der Jakobsweg führt mich über die Ruhr hinauf auf den Kaisberg zum Freiherr-vom-Stein-Turm. Ich komme mir vor wie ein Bergsteiger und erreiche schweißgebadet den höchsten Punkt. Von Regen gibt es keine Spur mehr. 


                              Freiherr-vom-Stein-Turm auf dem Kaisberg bei Herdecke

Auf dem Kaiberg sollen 9 n. Chr. der römische Feldherr Varua und im Jahr 775 Karl der Große ihre Lager aufgeschlagen haben.


                                                   Rangierbahnhof Hagen-Vorhalle

Nachdem ich vom Berg herabgestiegen bin, geht es über eine Brücke, die über die Schienen des Rangierbahnhofes führt. Ich bin beeindruckt von der Größe.

 Bis zum späten Nachmittag führt mein Weg durch gerade ergrünte Buchenwälder. Ich begegne kaum einer Menschenseele. In Gevelsberg tauche ich aus dem Grün der Wälder hervor und klingele bei Familie Fröhlich, sog. Kümmerten. Dort erhalte ich einen Pilgerstempel, eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen, obwohl Frau Fröhlich im Stress ist. Morgen geht es zur Tochter in die USA.

Noch ein Fußmarsch von ca. 1 1/2 Stunden und ich bin bei Juliane und Christoph, die mich heute Nacht aufnehmen. Ich bin ganz begeistert von " Theo" und "Leo" , den beiden vier Monate alten Zwillingen. Es wird ein wunderbarer Abend bei Rotwein und interessanten Geschichten vom Camino Frances, die Christophs Eltern erzählen.

Als ich am 13. Mai über Schwelm zunächst bis Wuppertal-Beyenburg pilgere frage ich mich: " Muss es denn immer nur bergauf gehen?"

 
Klosterkirche St. Maria Magdalena - die Krone besteht aus Hühnereiern und hängt bis Pfingsten in der Klosterkirche in Beyenburg. Sie wird jedes Jahr wieder hergerichtet. 

 
Die Klosterkirche - ganz klein im Hintergrund über den Stausee hinweg fotografiert.

Als ich ein Nebengebäude der Kirche betrete, werde ich von Pater Dirk begrüßt. Er will mir sogleich den Pilgerstempel geben und ich folge ihm in sein Büro. Dort bietet er mir ein Mittagessen an. Er bereitet Bratkartoffeln mit Apfelmus zu, kocht neuen Kaffee und es gibt noch einen Aperitif ( Kräuterschnaps ) vorweg. Während ich auf das Essen warte, unterhalte ich mich mit einem jungen Mann aus Ghana, der in der Klosterkirche Kirchenasyl erhalten hat.

Nach dem leckeren Essen und Kaffee erhalte ich von Pater Dirk in der Kirche noch einen Pilgersegen und dann schickt er mich auf den weiteren Weg.
Durch eine schöne Landschaft, bei Temperaturen über 20 Grad komme ich völlig erschöpft um 18 Uhr in meiner ersten Pilgerherberge in Lennep-Remscheid an.





Sonntag, 14. Mai 2017



Jakobsweg 2017 - 11. Mai

Heute beginnt der Weg am Cappenberger See entlang zunächst nach Lünen. Beim Frühstück in der Jugendherberge habe ich Thomas wieder getroffen. Er ist bereits den Camino Frances und den Camino del Norte in Spanien gegangen, so dass er einiges darüber erzählen kann. Und das Verblüffendste ist, dass er Anwalt von Beruf ist, ein Job, den ich bis vor einigen Jahren auch noch ausgeübt habe.
Schon jetzt überrascht der Jakobsweg immer wieder.




                                                            Cappenberger See - Lünen


                                Persiluhr in der Innenstadt Lünen - Andenken an frühere Zeiten


Die Tage werden wärmer und das Laufen anstrengender. Seit Herne wird die Landschaft welliger und hinter Lünen kommen die ersten Hügel, wo es rauf und runter geht. Mittags bin ich ziemlich ko, was man anscheinend sieht und auf der Suche nach einem Rastplatz bietet eine Frau mir ihren Garten für meine Mittagspause an - wie liebenswürdig!

 
                                                 Wunderschöner Garten in Dortmund- Brechten

Durch schöne Waldgebiete geht es nach Dortmund hinein. In der Nähe der AWO grüßen zwei junge Männer in einer anderen Sprache - ich glaube spanisch. Espaniol, frage ich und einer beginnt zu antworten. Ich muss leider signalisieren, dass ich diese Sprache nicht spreche. Aber als ich Camino und Santiago erwähne, versteht er. Ich bin ganz stolz über meine vier Worte spanisch und dass ich verstanden wurde.

Das Etappenziel in Dortmund ist die St. Reinoldi-Kirche und gleich gegenüber die St. Marienkirche. Diese beiden Kirchen stehen nicht einmal 50 m auseinander.

Doch meine Reise ist noch nicht zu Ende. Mit dem Zug fahre ich nach Herdecke. In Dortmund habe ich keine günstige Pilgerherberge gefunden und ich sträube mich, für eine Nacht zwischen 50 und 100€ zu bezahlen. In Herdecke habe ich sogar dieses Mal eine Ferienwohnung, die bei Leerstand an Pilger vergeben wird.

Im Wohnzimmer meiner Pilgerunterkunft 
Bislang habe ich immer wunderbare Unterkünfte - oft spontan - gefunden. Mal sehen wie es weiter geht.

Samstag, 13. Mai 2017



Jakobsweg 2017 - 9. /10. Mai

Nach 8 Stunden Schlaf kann es heute wieder losgehen. Beim Frühstück in der Küche von Herrn und Frau Tillmann werde ich auf wunderschöne Holzarbeiten aufmerksam. Besonders gut gefällt mir ein Engel.


Engel von Herrn Tillmann - 02508/8206

Halbwegs bestelle ich für Novemer / Dezember bereits eine Figur. Wir werden Kontakt aufnehmen und ich kann bei Abholung wieder in meinem Pilgerzimmer schlafen. Darauf freue ich mich jetzt schon.

Als ich nach einigen Stunden Wanderung auf einer Bank gegenüber einem Wegekreuz mit Muschel raste, lädt mich spontan der Junior des dazugehörigen Hofes ein, eine Flasche Wasser abzuholen.
Als ich das Angebot annehme, platze ich doch tatsächlich in eine Geburtstagsgesellschaft hinein. Die Jubilarin ( sie wird heute 85 Jahre alt ) und ihre Gäste grüßen mit Sektgläsern. Schnell gratuliere ich noch und werde dann in die Küche geführt. Neben der versprochenen Flasche Wasser gibt es noch Vanillepudding mit selbstgemachte Erdbeermarmelade - lecker!!!

Man empfiehlt mir einen Abstecher zum Wasserschloss Itlingen. Dort betreibt der Enkel des Grafen Staufenberg ein Gestüt. Statt den Weg dorthin zu nehmen, verlaufe ich mich, stapfe quer durch einen Wald und finde mein Ziel auch.

Durch die Felder hindurch marschierend erreiche ich Herne und übernachte wieder bei Lieben Gastgebern, die Matthias mir vermittelt hat.


                                                Das heutige Schloss Itlingrn, um 1650 erbaut

Am nächsten Tag sehe ich auf meinem Weg bestimmt mehr als 100 Pferde auf den Weiden neben denp Straßen, ein unbeschreibliches Bild für einen Pferdefreund wie mich.

Kurz vor Werne, am höchsten Punkt des Ortes raste ich. Hier überholt mich der erste Mitpilger auf meiner Wanderung - Thomas. Wir werden uns noch wiedersehen. Einige Meter weiter am Weg steht eine riesige Jakobsstatue und auch ein Pilgerstempel kann hier entgegen genommen werden. Als ich die Figur betrachte, kommt eine Herr mit grauem zu einem Pferdeschwanz zusammen gebundenem Haar freudestrahlend aus dem Haus. Es ist der Künstler, der die Figur erschaffen und auch die Stempelstelle eingerichtet hat.



Ich mit Pilgerpass ( Werne )

Der Künstler mit seiner Figur

Heute übernachte ich in der Jugendherberge am Cappenberger See. Da die Rezeption nur bis 15 Uhr geöffnet hat, muss ich richtig Gas geben. An einer Stelle ist der Weg so schlecht ausgezeichnet, dass ich vor einem Wald stehe, in den nur ein schmaler überwachsener Pfad hinein führt. Nein, ich gehe nicht zurück ! Das wären zusätzlich weitere 2km. Also hinein in den Wald, die ungefähre Richtig weiß ich ja. Nach ca. 5 Minuten stehe ich doch tatsächlich auf dem Pilgerweg, wie das Zeichen am Baum verkündet. Jetzt aber schnell voran. Kurz vor dem Cappenberger Schloss ( ein Besuch würde sich lohnen ) rufe ich noch einmal in der Jugendherberge an um meine baldige Ankunft anzukündigen.       

Fast pünktlich um 15 Uhr stehe ich an der Anmeldung. Geschafft, nach dem strammen Fußmarsch mit 12 - 13 kg Gepäck bin ich fix und fertig und froh, in mein Zimmer zu kommen ( so manch einer wird sich sicherlich noch an seine Bundeswehrzeit erinnern ).