Sonntag, 28. November 2021

Wacholderpatt Börger - Emsland



Anfang Oktober 2021 erkundeten wir den Wacholderpatt rund um die emsländische Gemeinde Börger. 

Der Weg führt über naturbelassene Pfade, über Heideflächen, durch den Wacholderhain und Waldgebiete überwiegend im nördlichen Teil der Ortschaft. 

Wir waren an einem Sonntag vor Ort. Erst im Nachhinein haben wir festgestellt, dass der Weg nur von Freitag 14.00 Uhr bis Sonntag begehbar ist. Ein Teil des Weges führt durch das Gelände des militärischen Schießplatzes der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition. Bei einem Betreten außerhalb der freigegebenen Zeiten besteht Lebensgefahr.

Doch nun zu den Impressionen des Weges:




Schafstall am Wacholderhain

Wir beginnen unsere Wanderung am Schafstall , der an den Wacholderhain grenzt. Der Einstieg ist leicht zu finden. An der L 62 zwischen Neubörger und Börger befindet sich kurz vor der Gemeinde Börger ein entsprechendes Hinweisschild.

Schafstall




Teil des Weges vom Schafstall Richtung Wacholderhain


Wir haben auf dieser Wanderung unseren Hund dabei gehabt. Die Strecke eignet sich gut für einen Ausflug mit Hund. 


Wacholderhain


der Bereich ist eingezäunt


Ziegen sorgen hier für die Pflege


In früheren Zeiten lebten die Menschen auf dem Hümmling unter anderem von der Schaf- und Ziegenhaltung. Diese Tiere fraßen die jungen Pflanzentriebe und Rinden der dort wachsenden Bäume und Sträucher. Nur die Heide und die Wacholderbüsche rührten sie nicht an, so dass sich diese Landschaft entwickeln konnte.



  Mooskugel



Herbstzeit ist Pilzsaison



ein weiteres Exemplar



Höhle am Weg



Rastplatz am Weg?



Entdeckung - ???





sogar an den Bäumen finden sich Pilze

Nach ca. 2 1/2 Stunden stehen wir wieder an unserem Auto. Eine ca. 10 km lange Wanderung, die uns viel Spaß gemacht hat, ist leider zu Ende. Langsam wird es dunkler. In einer halben Stunde hätten wir die Beschilderung nicht mehr gefunden.

Es wäre sicherlich interessant, diesen Weg nochmals zu anderen Jahreszeiten zu begehen.

 Internationale Dollardroute - 6. Tag

Sonntag, 01.08.2021  ( die letzte Etappe )



Nach ca. 20 km werden wir heute die Internationale Dollardroute verlassen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir den Ort Halte auf der Höhe von Jemgum erreicht. 
Doch zunächst sitzen wir nochmals bei einem üppigen Frühstückbuffet in unsere Hotel in Leer. 
Gestärkt verlassen wir die Stadt an Ems und Leda und radeln zurück über die Jann-Berghaus-Brücke nach Bingum. Unsere Tour führt an der Ems entlang, durch beschauliche Örtchen, vorbei an Rinder- und Pferdeweiden.  

Auf der linken Seite begrenzt der Emsdeich unseren Blick. Doch rechts von uns erstreckt sich das weite Ostfriesland, wo sich am Horizont die Weiden mit dem Himmel vereinen. 

Es ist eine ruhige Fahrt bei bedecktem Himmel. Das Wetter hat sich beruhigt. Weder Regen noch starker Wind begleiten uns an diesem Sonntagmorgen. Dann taucht, schneller als vermutet, das Städtchen Weener vor unseren Augen auf. Dabei sind wir fast 10 km gefahren.


Alter Hafen in Weener


Weener ist ein staatlich anerkannter Erholungsort und ein Touristenmagnet. An den Wochenenden ist bei schönem Wetter der Wohnmobilstellplatz direkt am Hafenbecken nahezu ausgebucht. In unmittelbarer Nähe des alten Hafens befindet sich ein großer Sportbootshafen, der ebenfalls sehr gut frequentiert wird.


Sportboothafen Weener


Wir schieben unsere Fahrräder am Alten Hafen entlang. Zuviel gibt es hier zu bestaunen.
Links im Hafenbecken entdecken wir immer neue, interessant anmutende alte Boote und Kähne. Einige dienen heute als Hausboote. Auf der rechten Seite säumen alte Bauten unseren Weg. Ich vermute, die Häuser sind über hundert Jahre alt. Eine Baumreihe steht davor und direkt vor vielen Häusern stehen Bänke zum Verweilen.


Wunderschöner alter Kutter

Durch enge Gassen hindurch entfernen wir uns vom Hafen und lassen bald die Stadt Weener hinter uns. Noch einmal streben wir am Emsdeich entlang dem Ende unserer Reise entgegen. In der Ferne sind bereits die Hallen der Meyer Werft in Papenburg sichtbar. Nachdem wir eine Schäferei passiert haben, kommen die großen Gewächshäuser von Halte in Sicht. Dort werden Gemüsepflanzen und Blumen gezüchtet. Die Hortensien scheinen demnächst verkauft zu werden. Sie haben bereits eine stattliche Größe erreicht. In Halte nutzen wir ein letztes Mal einen Rastplatz auf der Internationalen Dollardroute bevor wir die restlichen 20 km auf dem Emsradweg nach Hause radeln.

Abschied von der Internationalen Dollardroute







Sonntag, 21. November 2021

Internationale Dollardroute

 Internationale Dollardroute - 5. Tag

Samstag, 31.07.2021  ( die drei großen W: Wasser, Wolken, Wind )


Ostfriesland - wunderschön


Ich habe es geahnt. Der Sommer legt eine Pause ein. Dunkle Wolken ziehen rasch über uns hinweg. In der Stadt bemerken wir zunächst die Stärke des Windes noch nicht. Das ändert sich, kaum dass wir ihren Schutz verlassen haben und es beginnt zu regnen. In Windeseile ziehen wir die Regenjacken über und kämpfen uns vorwärts. Schließlich haben wir darin schon Übung. Nur einmal legen wir eine kurze Pause ein. Wir wollen so schnell wie möglich nach Petkum, um die Fähre nach Ditzum zu erreichen.  Sollten wir sie verpassen, müssen wir 1 1/2 Stunden bis zur nächsten Überfahrt warten. 


beschaulicher Ort Petkum

Doch wir schaffen es und sind eine halbe Stunde vor Abfahrt am Anleger. Überrascht stellen wir fest, dass sich auch andere Reisende mit dem Rad und Motorrad nicht vom Wetter beeinflussen lassen. Es wird eng auf der Fähre und eine etwas stürmische Überfahrt nimmt ihren Lauf. Aufgrund der Coronaregeln dürfen die Passagiere nicht ins Innere. Wasser schwappt durch Seitenöffnungen auf den Boden. Da kann man schnell nasse Füße bekommen. Unsere bleiben relativ trocken, wir stehen günstig in der Mitte. Die Fähre bewegt sich gegen die Wellen, so dass es ein klein wenig hinauf und hinab geht.
Keiner beschwert sich, die Stimmung ist ausgelassen.



Fähre Petkum-Ditzum


In kürzester Zeit trägt uns die Fähre über die braunen Fluten der Ems, die sich an dieser Stelle mit dem Dollart vermischt. Heute ist im beschaulichen Ort Ditzum nicht viel los. Ein Besuch der kleinen Gemeinde lohnt sich immer. Ditzum ist in weitem Umkreis bekannt wegen seiner hervorragenden Fischrestaurants.

Kutter im Hafen von Ditzum

Wasser prägt den Ort

Galerieholländer Ditzum



Wir nehmen uns heute keine Zeit für dieses Ort. Bei starkem Gegenwind und zum Teil erneuten heftigen Regenschauern radeln wir am Deich entlang bis Dyksterhusen. Auf der weiteren Route zum Ditzumer Verlaat nehmen Krystin und ich die Einladung zur Pause gerne an.


Einladung zum Ausruhen



mit der Möglichkeit zur Stärkung




raue Natur Ostfriesland


In einem Linksbogen lenkt uns die Route zurück an die Ems. Am Deich der Ems grüßen uns Hatzum, Critzum und Midlum, bis wir Jemgum erreichen und eine längere Rast im Café des dortigen Lebensmittelmarktes machen. Wir versüßen uns die Pause mit Kaffee und Kuchen. Bis zu unserer Unterkunft in Leer und einem Abendessen haben wir noch einige Kilometer zu bewältigen. 

Ursprünglich sollte die Pause im Marina Yachthafen von Jemgum stattfinden. Dort gibt es ein Restaurant, in dem wir auch unseren Kaffee bekommen hätten, wäre es nicht geschlossen und im Umbau gewesen. Schade - denn der Blick auf die Ems war phantastisch.

In Bingum überqueren wir die Ems. Die Jann-Berghaus-Brücke verbindet als längste europäische Klappbrücke die beiden Emsufer. Wir entdecken recht bald unsere heutiges Ziel, das Hotel Ostfriesen-Hof am Stadtrand von Leer an der Leda gelegen. Wir statten der Stadt, die auch das "Tor Ostfrieslands" genannt wird, keinen Besuch ab. Da Leer nicht weit entfernt von meinem Heimatort liegt, habe ich diese schöne kleine Stadt bereits mehrfach besucht. 
Für Gäste von außerhalb, die diese Erfahrung noch nicht gemacht haben, lohnt sich der Besuch auf jeden Fall.

Krystin und ich genießen den Abend im Hotel und widmen uns insbesondere dem kulinarischen Angebot. Morgen brechen wir auf zur letzten Etappe auf der Internationalen Dollardroute. 


Freitag, 8. Oktober 2021

Internationale Dollardroute

 Internationale Dollardroute - 4. Tag

Freitag, 30.07.2021  ( zurück in Deutschland )


Fähre von Delfzijl nach Emden


Heute Morgen wartet erneut ein Frühstücksbuffet mit vielen Leckereien ( niederländische Brotsorten, Brötchen, Rührei mit und ohne Speck, Marmeladen, eine Vielzahl an Käse- und Wurstsorten, verschiedene Cerealien, Joghurt, Quark, Fisch, Obst, Tee und Kaffee in unterschiedlichen Sorten, kleine Küchlein, Säfte, Milch - ich denke, ich habe nichts   vergessen )auf uns. Diese wahnsinnige Auswahl gibt es in nahezu allen Unterkünften. Ich hoffe nur, dass nicht zu viel weggeworfen werden muss. Man kann gar nicht alles essen. Meine persönliche Meinung dazu ist, etwas weniger wäre manchmal mehr.

Gestärkt verlassen wir das "Hotel im Meer" und begeben uns zum Hafen. Wir suchen den Anleger für die Dollardfähre nach Emden. Er ist bald gefunden und wir haben noch Zeit für einen kleinen Rundgang durch den Hafen. Delfzijl hat unverkennbar einen maritimen Charakter. Neben Containerschiffen liegen Yachten und Segler verschiedener Größen im Hafen.

Noch eine Besonderheit weist die Stadt auf. Ein Flyer, den ich gestern Abend im Hotel betrachtet habe, lädt zu einem Spaziergang auf der 5 km langen Maigret-Route ein. Der Autor, George Simenon, ließ seinen Kutter in Delfzijl in Stand setzen und schrieb in dieser Stadt seinen ersten Roman mit der Figur des Kommissars Maigret. Eine Plastik des Kommissars am Damsterdiep erinnert an diese Begebenheit.

Dann geht es auf die Fähre. Die Zahl der Passagiere ist überschaubar. Jetzt besteht Maskenpflicht. Doch so richtig können sich die Passagiere noch nicht daran gewöhnen, scheint es. Mal mehr, mal weniger wird der Mund-Nasenschutz im Gesicht oder den Händen getragen. Es wird eine ruhige Überfahrt, bei der stets eine Uferseite beobachtet werden kann.

Die Fahrräder werden beim Einstieg vom Personal entgegen genommen und an den vorgesehenen Ort gebracht. Die Satteltaschen sind vorher abzunehmen.

Beim Ausstieg werden die Fahrkarten kontrolliert, die Räder von Bediensteten der Fähre an Land geschoben und überreicht.

Jetzt sind wir wieder in Deutschland, in Emden, der westlichsten Hafenstadt Deutschlands. In der Stadt liegen Historie und Moderne nebeneinander.



Emder Wall
    

Nachdem Fahrräder und Gepäck im Hotelzimmer abgegeben wurden, nehmen wir den Emder Wall in Angriff. Ich erinnere mich an eine Wanderung auf dieser sternförmigen Wallanlage im Jahre 2016. Mit meinem Wanderrucksack bin ich den Störtebeker Weg von Leer bis Wilhelmshaven gegangen. Ein Teil des Weges verläuft über die Wallanlage. Die Erinnerung ist wieder da und ich halte automatisch Ausschau nach dem Störtebeker Zeichen. 

Der Wall wurde ca. 1600 als Verteidigungsanlage errichtet. Heute werden Gartenanlagen und Baumbewuchs gepflegt, um ihn als Wallpromenade zu erhalten. Bei unserem Spaziergang bemerken wir kaum, dass wir mitten in der Stadt sind.


Museum - Dat Otto Huus


Schon zum 2. Mal unternehme ich den Versuch, in dieses Museum zu gelangen. Heute steht eine längere Schlange wartender Personen davor. In Zeiten von Corona dürfen gleichzeitig nur 6 Personen drinnen anwesend sein. Das kann ewig dauern. Ich verschiebe den Besuch nochmals - vielleicht auf den Winter - und genieße zusammen mit Krystin meinen Ostfriesentee vor dem Café auf dem Rathausplatz. Der Blick wandert vom Rathaus zum Delft, wo das Feuerschiff liegt, an der Bronzefigur "Jantje Vis" vorbei zum Otto Huus bis zur Fußgängerzone. Hier könnte ich stundenlang sitzen und Eindrücke sammeln.

Am Abend gehen wir Pizza essen. Wir haben Glück und sichern uns einen letzten Platz vor dem Restaurant. Es sieht bedenklich nach Regen aus. Als eine Familie unter einem riesigen Sonnenschirm den Ort verlässt, huschen wir schnell hinüber. Das war, wie sich zeigt, der richtige Gedanke. Zehn Minuten später zieht ein Wolkenbruch über Emden hinweg. Wir bleiben trocken.

Starkregen in Emden


Wir verbringen eine ruhige Nacht im Hotel Goldener Adler. Wie wird wohl morgen das Wetter auf unserem Weg nach Leer? 
 







Dienstag, 7. September 2021

Internationale Dollardroute

 Internationale Dollardroute - 3. Tag


Donnerstag, 29.07.2021   ( Sturmböen, 63km/h - ob wir das schaffen??? )

Termunterzijl - Delfzijl, 56 km


Regen und Sturmböen begrüßen uns an diesem Morgen. Was machen wir? Es gibt eine Alternativroute. Sie ist 12 km lang und wir wären in Delfzijl. Noch haben wir Zeit zum Überlegen. Wir warten ab, wie sich das Wetter während unseres Frühstücks im Haupthaus entwickelt.

Eine Stunde später müssen wir uns entscheiden. Der Regen hat mittlerweile nachgelassen. 
Krystin entscheidet. Wir versuchen uns an der Originalroute. Abkürzen können wir noch immer. Kräftig bläst uns der Wind entgegen. Wir treten mit voller Kraft in die Pedalen. Was in den Bergen die Anstiege sind, sind hier Sturmböen. Ich versuche mich klein zu machen und fahre in Krystins Windschatten. Es hilft ein wenig. 



Windräder in voller Aktion


Es ist eine einsame Gegend, durch die wir uns heute hindurchkämpfen. Die Route am Termunterzijldiep entlang nach Wagenborgen bietet kaum Schutz. Beim Überqueren der N362 kommt kurz der Gedanke auf, direkt nach Delfzijl zu fahren. Es sind von hieraus nur 10 km.

Doch weiter geht es in den Ort hinein. Hier ist es windgeschützt. Lediglich ein  Regenschauer unterbricht die Fahrt. Wir stellen uns an einer Bushaltestelle unter.

Auf der Dollardroute nach Wagenborgen

Das nächste Ziel ist Slochteren. Wir sind überrascht. Links und rechts der Dollardroute stehen die unterschiedlichsten Gebäude. Die Ortschaften Siddeburen, Hellum und Slochteren gehen ineinander über. Von den Orkanböen ist kaum noch etwas zu bemerken und bei heftigeren Regenschauern stellen wir uns einfach unter einen der Bäume am Straßenrand. 
Mittags erblicken wir die Fraeylemaborg in Slochteren. 

Fraeylemaborg in Slochteren


Landgut aus dem Mittelalter

Burg mit Museum


Auf dem Gelände vor der Burg entdecken wir ein Restaurant, wo es natürlich Apfelkuchen und Kaffee gibt. Hier legen wir eine längere Pause ein und genießen die Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke schieben.

Das Restaurant ist der ehemalige Viehstall der vormaligen Burgbewohner. 

Auf dem Weg zum Schildmeer

Die weitere Fahrt von Slochteren nach Schildwolde erinnert uns daran, dass wir im Land der Windmühlen unterwegs sind. Gemeint sind dabei nicht die modernen Windräder sondern die Jahrhunderte alten Mühlen.  




Schildmeer


Wir haben die Richtung gewechselt. Der Wind treibt uns vor sich her. Nach 12 km erreichen wir das Schildmeer, ein Paradies für Wassersportler. Selbst bei den nicht so optimalen Bedingungen heute, stürmischer Wind und Regen, sausen die Surfer über das Wasser. 

Ein breiter, heute menschenleerer Sandstrand kommt in Sicht. Hier kann man sicher gut seinen Urlaub verbringen. 

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Appingedam. Wir erleben dieses Städtchen als bezaubernden, romantischen Ort mit seinen Wasserwegen und den historischen Gebäuden. 


Yachthafen Appingedam



Nikoleikirche - der Turm wird restauriert


Wir streben unserem Ziel, Delfzijl, entgegen, das sich nur noch ca. 10 km entfernt befindet. 
Dennoch, Appingedam ist ein Ort, für den man mehr Zeit einplanen sollte. Soviel gibt es zu entdecken.

Und dann haben wir es geschafft. Das Eemshotel kommt in Sicht. Wir sind froh, für heute unser Ziel erreicht zu haben. 


Eemshotel
 

Hoch oben über dem Wasser des Dollard steht unser Bett. Auch dieser anstrengende, aber schöne, erlebnisreiche Tag endet mit einer Überraschung, der phantastischen Aussicht auf den Dollard, den wir vom Restaurant aus genießen.




Sonntag, 29. August 2021

Internationale Dollardroute

Internationale Dollardroute - 2. Tag


Mittwoch, 28.07.2021  ( Veteranen Café )


 
Bad Nieuwe-Schanz - Termunterzijl, 61 km




Nach ca. 50 km Radfahren und 2 Stunden Thermalbad kann man wunderbar schlafen. Von Muskelkater ist heute nichts zu spüren. Eigentlich schade, dass nicht am Ende jeder Etappe solch eine Entspannung wartet. 😊

Unser Frühstück müssen wir um 8.00 Uhr einnehmen. Beim Einchecken werden aufgrund der Corona Pandemie entsprechende Zeiten vergeben. Dieses soll größeren Andrang im Frühstücksraum verhindern. Eine solche Vorgehensweise erleben wir in allen niederländischen und deutschen Hotels auf unserer Fahrradtour. Und es klappt hervorragend. Kaum mehr als weitere drei bis sieben Personen sitzen zusammen mit uns beim Frühstück. Die Abstände zwischen den Personen betragen zum Teil mehrere Meter, es sei denn, sie gehören als Gruppe, Familie etc. zusammen. 

Obwohl in den Niederlanden keine Maskenpflicht besteht, außer in öffentlichen Verkehrsmitteln und einigen Gebäuden, werden die Abstände eingehalten. Insgesamt ist das Verhalten der Niederländer viel entspannter als das unserer deutschen Mitbürgern. Dieses gilt nicht nur in Zeiten von Corona. Ich selbst empfinde es immer wieder, wenn ich mich in den Niederlanden aufhalte. Ich mag dieses Land und seine Bewohner sehr.

Doch weiter geht´s auf der  Dollardroute, zunächst durch den kleinen Ort Bad Nieuwe Schanz. Seine Bedeutung und den Bekanntheitsgrad verdankt er der mit Mineralien angereicherten Salzquelle in 630 m Tiefe. Diese wurde bei Bohrungen 1980 als erste derartige Quelle in den Niederlanden entdeckt. Bei 36 Grad Celsius Wassertemperatur lässt es sich in den Thermen wunderbar entspannen, wie wir am eigenen Leib erfahren haben. https://thermenbadnieuweschans


Garnisonskirche

Der Grenzort ist geprägt durch seine Bedeutung als ehemalige Festung und Garnisonsort. Er wurde mit erheblichem Aufwand restauriert.


Denkmalgeschützte Kirche


restaurierte Häuserzeile, Bad Nieuwe Schanz

Nach einigen hundert Metern Fahrt sind wir erneut in Deutschland. Eine kleine, schmale Holzbrücke führt über den Kanal und wir haben das Land gewechselt. In Zeiten des 2. Weltkrieges kamen auf diesem Weg viele jüdische und politische Flüchtlinge von Deutschland in die Niederlande. 

Fluchtwege - Informationstafel Bad Nieuweschans


Mit Rückenwind rollen wir durch die deutsche Polderlandschaft. Hier in der unmittelbaren Nähe zum Dollard haben die Landschaftsbezeichnungen fast alle den Begriff Polder im Namen, egal, ob wir uns auf deutscher oder niederländischer Seite befinden. 

Als Polder wird eine niedrig gelegene eingedeichte Fläche bezeichnet. In der Region, die wir mit unseren Rädern durchfahren, wurde dem Dollard in den vergangenen hunderten von Jahren das Land abgerungen. Dieses geschieht auch heute noch. Kaum vorstellbar, wir bewegen uns auf ehemaligem Meeresboden.

Für uns Radfahrer ist diese flache Gegend - und das auch noch bei Rückenwind - eine traumhafte Situation. Das Radeln geht wie von Geisterhand allein. 

Wie lange wird das so bleiben?

Dann stehen wir vor einem Deich mit kleinem Durchlass für die Straße.


Deichdurchlass Kanalpolder ( noch auf deutscher Seite )


 


Blick vom Deich auf die Landschaft dahinter



Rast am Deichdurchlass


Nach kurzer Rast kämpfen wir uns den Deich hinauf nach Oude Statenzijl. Die Leichtigkeit des Radfahrens hat ein Ende. 




Naturwanderpfad ins Deichvorland

Über dem Naturwanderpfad gelang man zu einer Vogelbeobachtungsstation, 
"De Kiek Kaste".

Auf dem Weg nach Drieborg verfahren wir uns zunächst. Gut, dass wir den Fehler schnell bemerken. Unsere Karte aus der Broschüre " Grenzenlos radwandern " hilft uns, den rechten Weg zu finden. Auf einem Rastplatz in Drieborg erhält der interessierte Radwanderer Informationen zur Geschichte des Dorfes. Unter anderem erfährt man, dass Drieborg das einzige echte Deichdorf in der Provinz Groningen ist.

Drieborgs Geschichte



 Mit erheblichem Gegenwind radeln wir weiter und sind froh, ab und an durch Bäume und Gehöfte etwas Schutz vor dem starken Wind zu finden. Wir bestaunen die prächtigen, oft einsam auf Erhebungen stehenden Höfe, an denen wir vorbeifahren und erreichen den Ort Beerta. 

Zwischen Beerte und Winschoten zweigt eine Alternativstrecke zur Blauwestad ab. Das Wohnen am Wasser wurde hier in den vergangenen Jahrzehnten umgesetzt.

Die A 7 kündigt an, dass wir in Winschoten angekommen sind. Die Dollardroute wird um das Zentrum von Winschoten herumgeführt. Wir sind müde und möchten eine Pause machen. Wo gibt es in dieser Stadt ein Café. Wir hätten unsere Räder durch die Fußgängerzone schieben können, haben wir aber nicht gemacht. Jetzt wird es schwierig mit dem Café. Eindrucksvolle Windmühlen stehen am Weg. 

Da erblicken wir an der linken Straßenseite mehrere Personen, die gemütlich beisammen sitzen. Scheinen wir Glück zu haben? Ohne lange darüber nachzudenken biegen wir ab und stehen vor den Fahrradständern. Da flüstert Krystin mir zu: " Schau mal nach oben, das ist ein Veteranen Café." Ich bin so geschafft. "Macht nichts. Wir fragen, ob wir etwas bekommen."

Die Begrüßung ist herzlich. Wir dürfen uns setzen und erhalten Kaffee und Apfelkuchen mit Sahne. Den zweiten Kaffee gibt es umsonst. In einer Mischung aus deutsch und niederländisch geht das Gespräch hin und her. Das ist doch mal eine schöne Unterbrechung unserer Tour. In der Fußgängerzone hätten wir mit Sicherheit nicht soviel Spaß gehabt.


Wildpferde in Midwolda


Radweg durch den Wald bei Midwolda


Wieder queren wir die A 7 und dann geht es das erste Mal durch ein Waldgebiet. Vom starken Wind ist nichts mehr zu spüren. Der Wald wird nicht durch Holzwirtschaft verändert. Seine Natürlichkeit will man erhalten. Die angesiedelten Wildpferde unterstützen dabei den Menschen. In solcher Umgebung könnte ich stundenlang fahren, doch schneller als gedacht, ist das Gebiet durchquert. 

Die Dollardroute lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den Ort Scheemda, man könnte ihn schon fast als idyllischen Vorort von Winschoten bezeichnen. Mit Rückenwind fahren wir an einem schmalen Kanal , dem Termunterzijldiep, entlang dem Tagesziel entgegen. Wir sind umgeben von Wiesen und Weiden. 


Nieuw-Scheemda - mit Schwung über den Kanal

Am Rande des kleinen Ortes Nieuw-Scheemda staunen wir nicht schlecht, als ein Pkw
die oben abgebildete Brücke über den Kanal befährt. Wir haben sie für eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke gehalten.


Immer am Kanal entlang


Bei unserer Fahrt durch Nieuwolda begleiten uns wieder prachtvolle Bauernhäuser, wie wir sie schon in Beerta kennengelernt haben. Noch einmal ca. 7 km und wir erreichen unser Tagesziel Termunterzijl.

Hotel Termunterzijl


Neben dem historischen Hotelgebäude befinden sich weitere Zimmer für uns Radfahrer und eine Fahradgarage, wo die Räder während der Nacht sicher untergebracht werden können. Diese Leistung bieten alle in Anspruch genommenen Hotels am Dollardweg an. Man ist auf Fahradtouristen eingestellt.

Am Abend gibt es dann in dem gegenüberliegenden Imbiss den besten Kibbeling mit Pommes. 


Hafen Termunterzijl



Heute hatten wir viel Wind, oft von vorne, aber auch Natur pur. Wir sind gespannt auf morgen.