Freitag, 23. Juni 2017

Jakobsweg 2017 - 16./17. Juni

Isolde und ich machen uns an diesem Morgen im Hostel unser Frühstück selbst. Es ist alles vorhanden, Kaffee, Tee, Toast, kleine Kuchen, Butter, Marmelade und Orangensaft. Isolde startet sehr früh. Sie sagt immer, sie sei sehr langsam, was ich aber nicht bestätigen möchte. Ich lasse mir Zeit und gehe eine Stunde später los. 
Es sind zwar schon 18 Grad, aber der Regen ist heute etwas stärker. Von Zarautz aus wähle ich die Route direkt am Atlantik entlang und nicht die Alternative über die Berge. 
Ich liebe es, am Wasser entlang zu gehen. 

Der Hafen von Zarautz


Die Wellen rollen gegen Felsbrocken 


Getaria begrüßt seine Besucher

Ab Getaria wendet sich der Weg zunächst von der Küste ab und führt durch Kiefernwälder. Er ist teilweise sehr schmal und windet sich erneut rauf und runter. Durch die Regenfälle in den letzten Tagen ist er sehr schlammig und rutschig. Die Wanderschuhe versinken an einigen Stellen im Matsch.    Wie gut, dass ich meine Trekkingstöcke mitgenommen haben. Ohne sie hätte ich vielleicht das ein             andere Mal Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Auf dem Weg treffe ich auch wieder auf Isolde und Niklas aus Schweden. Ihnen hat sich Diletta, eine nette, junge Italienerin angeschlossen. Wir machen zusammen eine kurze Rast, dann kämpft sich jeder durch nach Deba. 
Dort endlich angekommen, müssen die Pilger zuerst zur Information, um sich für die große Pilgerherberge registrieren zu lassen. Hier treffe ich Anja, eine deutsche Pilgerin, die 5 Wochen auf verschiedenen Strecken des Camino del Norte unterwegs war. Erst als wir auf englisch unsere Nationalitäten bekannt geben, wechseln wir in die deutsche Sprache 😂


Das obere Etagenbett ist heute Nacht mein Platz, unten schläft Anja



Blick aus dem Fensterder Pilgerherberge 

Die Pilgerherberge in Deba ist im alten, umgebauten Bahnhof unter gebracht. Nach einer etwas unruhigen Nacht gibt es Frühstück in der Bar gegenüber. Eine Bar ist in Spanien eher mit einem Café zu vergleichen. Hier frühstücken die Spanier, trinken am Nachmittag Kaffee und sitzen am Abend gemütlich zusammen. Ich bekommen meinen Kaffee mit Milch und ein riesiges Croissant. Durch eine hügelige Landschaft mit schönen Ausblicken auf das Meer muss ich heute pilgern.

" Auenland ???" 


Berge im Morgennebel  


grasende Esel      


Und immer wieder wunderschöne Aussichten - hier auf dem Weg nach Markina

Heute Morgen sind wir Pilger im Sonnenschein gestartet. Die matschigen Wege sind größtenteils abgetrocknet. Das ist auch gut, denn die vielen anstrengenden Steigungen sind schweißtreibend genug.

Wasserstelle und willkommener Rastplatz
Am Rastplatz ist wieder Pilgertreffen. Aber auch Hühner und Hähne freuen sich über die Krümel, die zu Boden fallen. Bis zur Sommerherberge im Kloster der Karmeliter in Markina-Xemein fehlen noch ein paar Kilometer. Bei fast 30 Grad raffen wir uns nacheinander wieder auf um den letzten Tagesabschnitt zu bewältigen.

Wanderschuhe und Trekkingstöcke im Vorraum des Klosters 

Zunächst werden die verdreckten Schuhe ausgezogen und auf Strümpfen geht es zu Anmeldung. Der Personalausweis und der Pilgerpass werden verlangt. Es gibt den Pilgerstempel und dann wird ein Klappbett zugewiesen. Am Abend gehe ich mit Isolde, Patrizia und Joseline, zwei Französinnen in den Ort. Dort gibt es ein Pilgermenü für 10 €:  Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise, Brot und eine Flasche Wein.

Vier Pilgerinnen bei ihrem Menü 

Sonntag, 18. Juni 2017

Jakobsweg 2017 - 15. Juni 

Am nächsten Morgen liegt zunächst San Sebastian auf dem Weg. Als ich aus dem Wald heraustrete und auf den ersten Sandstrand dieser Stadt herunterschaue ( er hat tatsächlich mehrere ), bin ich begeistert. Trotz Nieselregen - ich laufe in Regenjacke- ist es wunderschön. 



                                                           Sandstrand San Sebastian




                                           Der hl. Sebastian auf einem Berg über der Stadt.

Langsam schlendere ich durch die Stadt. Trotz des schlechten Wetters sind viele Surfer unterwegs. Für diese Sportler ist die Stadt bekannt.


                                                        Ganz schön viel Seegang im Hafen.


Auf dem Camino nach Orio durch Wald und Wiesen, bergauf und bergab, steht plötzlich ein Hinweisschild vor mir, wonach es bis nach Santiago nur noch 787 km sein sollen 😁
Die erste Herberge, die ich an diesem Tage anlaufe, gibt es nicht mehr. Also weiter nach Zarautz. Dort finde ich mitten in der Stadt ein kleines Hostel, das aber erst um 16:30 Uhr öffnet. Die verbleibende Stunde trinke ich gegenüber in einer Bar einen Milchkaffee. Pünktlich um 16:30 Uhr checke ich ein. Gott sei dank ist ein Bett frei. Später kommt noch Isolde, eine Irin, die auch auf dem Jakobsweg ist. Die Verständigung klappt sehr gut, da sie als Englischlehrerin sehr deutlich spricht. Der deutsche Surfer, der später erscheint, schaut bis Mitternacht im Gemeinschaftsraum Fernsehen, so dass ich das erste Mal die Ohrstöpsel probiere. Ich schlafe gut.


                                                                   Zarautz

                                                Mein Bett im Hostel-es war sehr sauber

Donnerstag, 15. Juni 2017

Jakobsweg 2017 - 13./14. Juni

Ich bin wieder auf dem Weg. Nach einigen Tagen der Überlegung habe ich mich entschieden, den Jakobsweg in Irun fortzusetzen. Dort beginnt der Camino del Norte. Die Pilgerwege in Frankreich hoffe ich zu einem späteren Zeitpunkt gehen zu können. 
Am 13. Juni geht es früh morgens mit dem Bus zum Bahnhof nach Luxemburg. Dort steige ich in den Zug nach Metz. In Metz und Paris heißt es dann umsteigen. Metz ist ganz einfach. In Bezug auf Paris bin ich etwas nervös. Ich muss dort vom Gare de l'Est zum Gare Montparnasse wechseln. In 1 1/2 Stunden muss das zu schaffen sein. In Paris angekommen entscheide ich mich doch für ein Taxi ( 23 €). Metro traue ich mich nicht, muss ich erst üben 😁. 
Wir brauchen 40 Minuten bei starkem Straßenverkehr und nebenbei erklärt mir der Fahrer die bekannten Gebäude, an denen wir vorbei kommen. 

Dann sitze ich tatsächlich im Zug nach Hendaye / Irun. Nach 6 Stunden TGV bin ich da. Eine Stunde wandere ich vom Bahnhof Hendaye zur Pilgerherberge in Irun. 

Pilgerweg in Irun erreicht


Pyrenäen von Irun aus gesehen  



                           Meine erste Pilgerherberge auf dem Camino del Norte - Startpunkt Irun

In der Pilgerherberge ist es bereits ganz schön voll - Amerikaner, Niederländer, Spanier, Franzosen, Schweizer und Deutsche treffen zusammen. Alles ist sehr unkompliziert. 

Am nächsten Morgen gibt es sogar ein einfaches Frühstück. Nachdem ich zunächst mit drei Amerikanern loslaufe. muss ich nach einer Stunde feststellen, dass sie nicht nach Hondarribia gehen, was ich mir anschauen will. Also, demnächst den Weg immer selber suchen!!! Ich gehe ein Stück zurück und bin dann auf dem Weg zu besagtem Ort. Dabei treffe ich Guiseppe. Er lebt schon lange in Deutschland und spricht perfekt deutsch. Zunächst rückt er mir meinen Rucksack zurecht, der nicht optimal sitzt. Anschließend ist er wirklich bedeutend besser zu tragen. Wir wandern die nächsten Stunden eine anstrengende Tour zusammen. Kurz vor Passaia schreit er plötzlich auf und kann mit dem rechten Bein kaum noch auftreten. Das rechte Knie macht nicht mehr mit. Er bittet mich einfach weiter zu gehen. Er will es bis zur nächsten Herberge versuchen. 
Also mache ich mich allein auf den weiteren Weg. 

mit
Pasaia an der Atlantikküste 

Ich bin um 14 Uhr in Pasaia und möchte noch ein wenig weiter wandern. Zunächst muss man mit einer kleinen Fähre übersetzen. Dann geht es über Stufen und anschließend über Serpentinen steil bergauf. Aber die Anstrengung lohnt sich. Der Blick auf den Atlantik ist atemberaubend schön. 
Nach ca. 2 Stunden erreiche ich meine heutige Herberge. Es ist dort wunderschön. Die Pilger bekommen Abendbrot und Frühstück. In gemütlicher Runde sitzen wir ( Zwei Französinnen, ein Schwede, ein Niederländer und drei Deutsche ) zusammen. Auch der Herbergsvater ist Deutscher. Die Unterhaltung findet auf deutsch, französisch und englisch statt. 

Herberge bei der christlichen Gemeinschaft "Die zwölf Stämme "

Aussicht auf den Atlantik von der Herberge aus 
So macht das Pilgern wieder Spaß.

Samstag, 10. Juni 2017

Jakobsweg 2017   06. Juni

??? - wie soll es weitergehen.

In der Nacht hat es wieder stark geregnet und das Zelt ist klitschnass. So kann ich es nicht in meinem Rucksack verpacken. Den nächsten pilgerfreundlichen Übernachtungsort erreiche ich auch wieder nur, wenn ich ihn zum Teil mit der Bahn anfahre. Es sind von Corny-sur-Moselle aus, wo ich mich befinde, 37 km. Das ist mit meinem Rucksack nicht zu schaffen. Ich bin ziemlich genervt und nach 5 Wochen und fast 700 km Wanderung stelle ich fest, dass ich meine Familie, Freunde, Nachbarn ... doch ganz schön vermisse. Das hätte ich bei der Planung und dann zu Beginn der Tour absolut nicht erwartet.

Jetzt sitze ich hier mit den Wegbeschreibungen in meinem nassen Zelt und denke über den Fortgang meiner Pilgerreise nach.

Gestern Abend hat sich Christine noch gemeldet und mir angeboten, mich abzuholen. Luxemburg ist weniger als 100 km entfernt. Dort kann ich dann in Ruhe überlegen, was ich mache. Ich habe das Angebot gerne angenommen und heute Morgen wird Jens mich abholen. In einer Regenpause hole ich meine Croissants und Kaffee an der Anmeldung ab, frühstücke im Zelt und packe schließlich alles zusammen. Das nasse Zelt kommt in eine Extratüte. Ich gehe zur Rezeption, um zu warten. Der junge Mann dort spendiert mir noch einen Kaffee. Viele Camper mit Zelt und Wohnwagen sind heute morgen schon aufgebrochen. Der Platz ist fast leer.

Ich habe meinen Kaffee noch nicht einmal ausgetrunken, da fahren Jens und Spunk, der süße kleine Mischlingshund, vor und holen mich ab. Ich bin doch sehr erleichtert und freue mich wieder auf Luxemburg. Dort kann ich in Ruhe überlegen, wie es für mich weiter geht. Ich bin Jens und Christine so dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit geben. Überhastet abbrechen will ich mein kleines Abenteuer auch nicht.

Vor den Toren von Luxemburg 
Jakobsweg 2017 - 04./05. Juni

Auf der Terrasse vor der Anmeldung kann ich nach der regnerischen Nacht frühstücken - Croissants und Kaffee, den mit dir sehr freundliche Mitarbeiterin dort gibt. Ich muss jetzt erst einmal schauen, wie es weiter gehen soll. Auf der nächsten 23 km langen Etappe gibt es nur ein Hotel mit teueren Einzelzimmern. Ebenso verhält es sich nach weiteren 11 km. Ich werde wohl mit Bus und Zug nach Metz fahren. Dort gibt es einen Campingplatz mitten in der Stadt.

Frühstück in Frankreich am Pfingstsonntag 

Ich gehe noch einmal ohne Rucksack zur Information im Ort. So kann auch mein Zelt trocknen. In der Touristeninformation erklärt man mir, dass um 11:33 ein Bus nach Theonville fährt und von dort aus sein Zug nach Metz. Ich habe noch 1Stunde 30 Minuten. Schnell eile ich zurück, packe mein Zelt ein, verabschiede mich und gehe zügig zum Busbahnhof. Ein Bus nach dem anderen fährt vor - nur keiner nach Theonville. Alle bringen Besucher zu einem Festival, das heute stattfindet. Einer der Ordner hat schließlich Mitleid mit der Pilgerin, hält einen Bus an, erklärt wohl mein Problem und winkt mich dann heran Der Fahrer fährt tatsächlich nach Theonville. Allerdings ist es eine Leerfahrt ohne Passagiere. Er nimmt mich trotzdem mit und will kein Fahrgeld. Dann bringt er mich doch tatsächlich direkt zum Bahnhof in Theonville und verabschiedet sich lächelnd und ich bedanke mich überschwänglich soweit das mit meinen Französischkenntnissen geht. 


Bahnhof Metz 

Den Anschlusszug nach Metz habe ich innerhalb von 10 Minuten erreicht und stehe dann um 13 Uhr im historischen Bahnhofsgebäude dieser Stadt. Er wurde 1905 bis 1908 im wilhelminischen Stil, so genannt nach Kaiser Wilhelm II. , erbaut. 
Ich habe noch einige Fotos von den Bauten aus der preußischen Zeit gemacht. Das Stadtviertel, in dem viele dieser Bauten errichtet wurden, heißt Quartier Imperial.   

Eindrücke vom Quartier Imperial in Metz :          








Place de la Comedia- Theater 
Ich befinde mich bald nördlich des Quartier Imperial im alten Stadtzentrum von Metz mit der Kathedrale St. Etienne und seinen kleinen, verwinkelten Gassen. 

Fütterung der Schäne auf dem Kanal    

Kathedrale St. Étienne- sehr beeindruckend     


Blick in das Innere der Kathedrale 

Nach meinem kleinen Rundgang durch das alte Metz und der Besichtigung der Kathedrale ist es nur noch ein kurzes Stück Weg zum Campingplatz. Er befindet sich auf einer kleinen Insel zwischen Mosel und Moselkanal. Hier ist auch die Universität untergebracht.
Der Platz ist schnell gefunden und die Anmeldung erledigt. Um 16.00 Uhr steht mein Zelt. Das Problem ist nur, dass der Boden etwas schräg ist.

10köpfige Entenfamilie auf dem Campingplatz an der Mosel

Am frühen Abend erhalte ich Besuch von einer laut schnatternden Entenfamilie. Ich hoffe nur, dass sie nicht die ganze Nacht bleibt. Als sie dann weiter gezogen ist, bauen etwa 10 Meter neben mir drei laut "schnatternde" deutsche Radfahrer ihre Zelte auf. Alles ist leise, die französischen jungen Angler mit ihren Zelten, die niederländische Familie mit Wohnwagen und die Senioren sowieso. Nur die drei Deutschen sind relativ laut. Ich glaube sie merken es gar nicht. Gegen 21 Uhr sind sie in der Stadt verschwunden und ich höre sie danach auch nicht mehr. 


Donnerstag, 8. Juni 2017

Jakobsweg 2017  01. - 03. Juni



                        Blick von der Konrad-Adenauer-Brücke in Trier zurück auf die Stadt

Zunächst habe ich überlegt, mir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten nochmals anzuschauen, dann aber doch Abstand davon genommen. Trier hat soviel an interessanten Dingen zu bieten, dass ein bis zwei Stunden bei weitem nicht reichen. Ich sollte einmal für eine Woche oder zumindest ein Wochenende wiederkommen. Also geht es über die Konrad-Adenauer-Brücke  zur Pfarrkirche St.  Matthias.

Vor der Brunnensäule auf dem Platz der St. Matthias Kirche 

An  der Kirche treffe ich auf eine weitere Gruppe, es sind Matthiaspilger. Als sie mich als Jakobspilgerin erkennen - ich habe eine Jakobsmuschel am Rucksack -werde ich umringt und mit Fragen überhäuft. Gerne gebe ich Auskunft und nehme Tips und Hinweise sowie gute Wünsche mit auf meinem Weg. Für viele Pilger ist St. Matthias Startpunkt ihrer Pilgerfahrt durch Frankreich.                     

 
Moselradweg und Pilgerweg             

Südlich von Trier führt der Pilgeweg nach Konz. Ich gehe auf dem Moselradweg am Fluss entlang. Dieser gestaltet sich hier ansprechender als nördlich der Stadt. Bei herrlichem Sonnenschein sind viele Menschen - vor allem Radfahrer - unterwegs. Bei meiner Pause setzen sich dann zunächst ein Radfahrer und dann zwei Pilgerinnen zu mir. Die beiden Frauen testen auf einer zweitägigen Tour, ob ihnen das Wandern gefällt. Davon machen Sie weitere Touren abhängig. Die Gespräche sind mir eine willkommene Abwechslung.  

brütender Schwan an der Mosel   

Kurz vor Konz mache ich einen Abstecher zum Kloster Karthaus, der sich aber nicht lohnt. Es ist fast völlig von einer Baustelle abgeschirmt. Ich muss ja auch nicht unbedingt in jedes kirchliche Gebäude hineinschauen. Aber man merkt schon den Bezug des Jakobsweges zur Kirche. Er führt in allen Orten , die er durchquert und zum Teil auch außerhalb an Kirchen, Kapellen, Klöstern und weiteren kirchlichen Gebäuden vorbei.  

Einladender Rastplatz  des ASVKönen 

In Konz kann ich endlich meinen Wasser- und Obstvorrat auffüllen. Ich hatte am Morgen vergessen, mir meine Wasserflaschen mit Leitungswasser aufzufüllen. Das sollte mir nicht zur Gewohnheit werden. Bei Temperaturen über 20 Grad macht sich der Durst schnell bemerkbar. Auf der Etappe nach Tawern finde ich einen schönen Rastplatz an der Fischerhütte des ASV 1968 Könen .
Ein deutlich sichtbar angebrachtes Schild lädt die Pilger zu einer Pause ein. Als ich dann die letzten Kilometer bis Tawern weiter wandere, komme ich an einem interessanten Maiafeld vorbei  .                

eingezäunte Maisfelder  

Warum in aller Welt ist ein Maisfeld mit einem Elektrozaun umstellt? Diese Frage schießt mir durch den Kopf. Weitere Schilder sind nicht aufgestellt. Ein Versuchsfeld scheint es nicht zu sein    Eventuell will der Landwirt es nur vor dem Abfressen schützen.   Schon konzentrieren sich die Gedanken wieder auf den Weg und ich erreiche mein Tagesziel Tawern. Ich kann heute Nacht in einem richtigen Bett schlafen und freue mich schon auf das Frühstück morgen früh.

Ausgeruht, gestärkt und mit einem Rucksack voller Proviant, den mir Frau Scheidt mitgegeben hat, starte ich zum römischen Tempel.

Römischer Tempel bei Tawern

Ich bin begeistert von dieser Anlage und gehe sie mir ausgiebig anschauen. 
Auf der Fernstraße vom Mittelmeer nach Trier wurde der römische Tempelbezirk auf dem Metzenberg errichtet. 1986 - 1988 wurde er ausgegraben und teilweise rekonstruiert. 



Der Zentrale Bau wird an drei oder vier Seiten von einem überdachten Umgang umgeben.



Auf einem Altar vor dem Tempel wurden Tiere als Blutopfer für die Götter gebracht, aber auch Früchte geopfert.


Teil des Rundganges      


Pilgerutensilien: Stab, Hut und Muschel vor der Rehlinger Kirche

Hier ist ein Rastplatz und ich möchte meine Mittagspause einlegen. Endlich treffe ich wieder einmal auf einen Mitpilger. Es ist Werner, der bis Schengen geht. Werner hat schon alle Pilgerwege in Spanien kennengelernt. Wir beschließen, gemeinsam bis Merzkirchen zur Pilgerherberge zu gehen. Unterwegs berichtet Werner über seine Erlebnisse und Erfahrungen als Jakobspilger.


Mein kurzfristiger Mitpilger Werner und ich vor der Pilgerherberge in Merzkirchen 

Eigentlich ist die Herberge in Merzkirchen seit Mai geschlossen. Werner hatte aber vor drei Wochen noch ein Bett reserviert und mir hat gestern ein Mitarbeiter der Kirchengemeinde gesagt, ich solle mich heute ebenfalls bei der Herberge einfinden. Mary Hemmerling, die Inhaberin, hat Mitleid mit den beiden Jakobspilgern, die vor ihr stehen und drückt beide Augen zu. Die Zimmer sind ja noch da und wir können in einem Vierbettzimmer übernachten und ein Frühstück macht sie uns morgen früh auch.
Am Abend schaut noch jemand herein, der uns als Pilger erkannt hat. Er ist selbst auch fast 10000 km gepilgert und gewandert und möchte sich unterhalten. Er.bringt Getränke und etwas zum essen für uns mit.
Ich muss mir das erste Mal ein Zimmer mit einem Mitpilger teilen. Das ist neu für mich. Dann schlafe ich aber doch  ein. In Spanien in den Pilgerherbergen ist das die normale Situation denke ich, also gewöhne dich schnell dran.
Am nächsten Morgen gehen wir nach einem guten Frühstück gemeinsam weiter. Unterwegs haben wir einige kräftige Anstiege aber auch wunderbare Fernsichten. Das französische  Atomkraftwerk Cattenom an der Mosel ist deutlich erkennbar. Nach drei Stunden marschieren muss ich eine Pause einlegen. Es wird Zeit, dass mein Rucksack von den Schultern genommen wird. Ich verabschiede mich von Werner, der um 14 Uhr in Schengen abgeholt wird.
Nach einem Aufenthalt in Borg, bei dem ich noch eine Postbotin abfange, um ihr 2 Postkarten und einen Brief mit einem nicht mehr benötigten Führer mitzugeben, geht es Richtung Frankreich weiter. Als ich in Perl ankomme, einem Grenzort im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg, muss ich einkaufen. Morgen und Übermorgen ist das Pfingstwochenendeund ich weiß nicht, ob ich irgendwo Lebensmittel bekomme. Als das erledigt ist, begebe ich mich zur Brücke nach Schengen.

Schengen, von der Brücke aus fotografiert

Der Jakobsweg führt jedoch nicht über diese Brücke sondern an der Mosel entlang nach Sierck-les-Bains. Dort gibt es einen Campingplatz, den ich erreichen will. Dann stehe ich unverkennbar ar an der Geenze zu Frankreich.

                                                   Eifelturm in Miniaturausgabe in Apach
Ich will gerade weiter gehen, da sehe ich einen Mann gestikulieren und höre ihn rufen. Bei genauem Hinschauen erkenne ich Werner. Er hat mich mit meinem Rucksack entdeckt und seine Fahrerin gebeten kurz anzuhalten. Wir freuen uns, dass wir uns nochmals unverhofft sehen und verabschieden uns mit guten Wünschen erneut.
Noch eine halbe Stunde und ich stehe in der Touristeninformation in Sierck-les-Bains, um mich nach dem Campingplatz zu erkundigen. Pensionen gibt es hier nicht. Das Schulfranzösisch muss aktiviert werden. Es klappt besser als gedacht. Überaus freundlich werde ich auf dem Campingplatz empfangen. Es gibt einen besonders ruhigen Platz für Pilger neben einem kleinen Gärtchen direkt an der Mosel. Die erste Übernachtung ist für Pilger sogar frei. Ich fühle mich hier gut aufgehoben.

Platz für Pilger mit Zelt in Sierck-les-Bains