Donnerstag, 8. Juni 2017

Jakobsweg 2017  01. - 03. Juni



                        Blick von der Konrad-Adenauer-Brücke in Trier zurück auf die Stadt

Zunächst habe ich überlegt, mir die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten nochmals anzuschauen, dann aber doch Abstand davon genommen. Trier hat soviel an interessanten Dingen zu bieten, dass ein bis zwei Stunden bei weitem nicht reichen. Ich sollte einmal für eine Woche oder zumindest ein Wochenende wiederkommen. Also geht es über die Konrad-Adenauer-Brücke  zur Pfarrkirche St.  Matthias.

Vor der Brunnensäule auf dem Platz der St. Matthias Kirche 

An  der Kirche treffe ich auf eine weitere Gruppe, es sind Matthiaspilger. Als sie mich als Jakobspilgerin erkennen - ich habe eine Jakobsmuschel am Rucksack -werde ich umringt und mit Fragen überhäuft. Gerne gebe ich Auskunft und nehme Tips und Hinweise sowie gute Wünsche mit auf meinem Weg. Für viele Pilger ist St. Matthias Startpunkt ihrer Pilgerfahrt durch Frankreich.                     

 
Moselradweg und Pilgerweg             

Südlich von Trier führt der Pilgeweg nach Konz. Ich gehe auf dem Moselradweg am Fluss entlang. Dieser gestaltet sich hier ansprechender als nördlich der Stadt. Bei herrlichem Sonnenschein sind viele Menschen - vor allem Radfahrer - unterwegs. Bei meiner Pause setzen sich dann zunächst ein Radfahrer und dann zwei Pilgerinnen zu mir. Die beiden Frauen testen auf einer zweitägigen Tour, ob ihnen das Wandern gefällt. Davon machen Sie weitere Touren abhängig. Die Gespräche sind mir eine willkommene Abwechslung.  

brütender Schwan an der Mosel   

Kurz vor Konz mache ich einen Abstecher zum Kloster Karthaus, der sich aber nicht lohnt. Es ist fast völlig von einer Baustelle abgeschirmt. Ich muss ja auch nicht unbedingt in jedes kirchliche Gebäude hineinschauen. Aber man merkt schon den Bezug des Jakobsweges zur Kirche. Er führt in allen Orten , die er durchquert und zum Teil auch außerhalb an Kirchen, Kapellen, Klöstern und weiteren kirchlichen Gebäuden vorbei.  

Einladender Rastplatz  des ASVKönen 

In Konz kann ich endlich meinen Wasser- und Obstvorrat auffüllen. Ich hatte am Morgen vergessen, mir meine Wasserflaschen mit Leitungswasser aufzufüllen. Das sollte mir nicht zur Gewohnheit werden. Bei Temperaturen über 20 Grad macht sich der Durst schnell bemerkbar. Auf der Etappe nach Tawern finde ich einen schönen Rastplatz an der Fischerhütte des ASV 1968 Könen .
Ein deutlich sichtbar angebrachtes Schild lädt die Pilger zu einer Pause ein. Als ich dann die letzten Kilometer bis Tawern weiter wandere, komme ich an einem interessanten Maiafeld vorbei  .                

eingezäunte Maisfelder  

Warum in aller Welt ist ein Maisfeld mit einem Elektrozaun umstellt? Diese Frage schießt mir durch den Kopf. Weitere Schilder sind nicht aufgestellt. Ein Versuchsfeld scheint es nicht zu sein    Eventuell will der Landwirt es nur vor dem Abfressen schützen.   Schon konzentrieren sich die Gedanken wieder auf den Weg und ich erreiche mein Tagesziel Tawern. Ich kann heute Nacht in einem richtigen Bett schlafen und freue mich schon auf das Frühstück morgen früh.

Ausgeruht, gestärkt und mit einem Rucksack voller Proviant, den mir Frau Scheidt mitgegeben hat, starte ich zum römischen Tempel.

Römischer Tempel bei Tawern

Ich bin begeistert von dieser Anlage und gehe sie mir ausgiebig anschauen. 
Auf der Fernstraße vom Mittelmeer nach Trier wurde der römische Tempelbezirk auf dem Metzenberg errichtet. 1986 - 1988 wurde er ausgegraben und teilweise rekonstruiert. 



Der Zentrale Bau wird an drei oder vier Seiten von einem überdachten Umgang umgeben.



Auf einem Altar vor dem Tempel wurden Tiere als Blutopfer für die Götter gebracht, aber auch Früchte geopfert.


Teil des Rundganges      


Pilgerutensilien: Stab, Hut und Muschel vor der Rehlinger Kirche

Hier ist ein Rastplatz und ich möchte meine Mittagspause einlegen. Endlich treffe ich wieder einmal auf einen Mitpilger. Es ist Werner, der bis Schengen geht. Werner hat schon alle Pilgerwege in Spanien kennengelernt. Wir beschließen, gemeinsam bis Merzkirchen zur Pilgerherberge zu gehen. Unterwegs berichtet Werner über seine Erlebnisse und Erfahrungen als Jakobspilger.


Mein kurzfristiger Mitpilger Werner und ich vor der Pilgerherberge in Merzkirchen 

Eigentlich ist die Herberge in Merzkirchen seit Mai geschlossen. Werner hatte aber vor drei Wochen noch ein Bett reserviert und mir hat gestern ein Mitarbeiter der Kirchengemeinde gesagt, ich solle mich heute ebenfalls bei der Herberge einfinden. Mary Hemmerling, die Inhaberin, hat Mitleid mit den beiden Jakobspilgern, die vor ihr stehen und drückt beide Augen zu. Die Zimmer sind ja noch da und wir können in einem Vierbettzimmer übernachten und ein Frühstück macht sie uns morgen früh auch.
Am Abend schaut noch jemand herein, der uns als Pilger erkannt hat. Er ist selbst auch fast 10000 km gepilgert und gewandert und möchte sich unterhalten. Er.bringt Getränke und etwas zum essen für uns mit.
Ich muss mir das erste Mal ein Zimmer mit einem Mitpilger teilen. Das ist neu für mich. Dann schlafe ich aber doch  ein. In Spanien in den Pilgerherbergen ist das die normale Situation denke ich, also gewöhne dich schnell dran.
Am nächsten Morgen gehen wir nach einem guten Frühstück gemeinsam weiter. Unterwegs haben wir einige kräftige Anstiege aber auch wunderbare Fernsichten. Das französische  Atomkraftwerk Cattenom an der Mosel ist deutlich erkennbar. Nach drei Stunden marschieren muss ich eine Pause einlegen. Es wird Zeit, dass mein Rucksack von den Schultern genommen wird. Ich verabschiede mich von Werner, der um 14 Uhr in Schengen abgeholt wird.
Nach einem Aufenthalt in Borg, bei dem ich noch eine Postbotin abfange, um ihr 2 Postkarten und einen Brief mit einem nicht mehr benötigten Führer mitzugeben, geht es Richtung Frankreich weiter. Als ich in Perl ankomme, einem Grenzort im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg, muss ich einkaufen. Morgen und Übermorgen ist das Pfingstwochenendeund ich weiß nicht, ob ich irgendwo Lebensmittel bekomme. Als das erledigt ist, begebe ich mich zur Brücke nach Schengen.

Schengen, von der Brücke aus fotografiert

Der Jakobsweg führt jedoch nicht über diese Brücke sondern an der Mosel entlang nach Sierck-les-Bains. Dort gibt es einen Campingplatz, den ich erreichen will. Dann stehe ich unverkennbar ar an der Geenze zu Frankreich.

                                                   Eifelturm in Miniaturausgabe in Apach
Ich will gerade weiter gehen, da sehe ich einen Mann gestikulieren und höre ihn rufen. Bei genauem Hinschauen erkenne ich Werner. Er hat mich mit meinem Rucksack entdeckt und seine Fahrerin gebeten kurz anzuhalten. Wir freuen uns, dass wir uns nochmals unverhofft sehen und verabschieden uns mit guten Wünschen erneut.
Noch eine halbe Stunde und ich stehe in der Touristeninformation in Sierck-les-Bains, um mich nach dem Campingplatz zu erkundigen. Pensionen gibt es hier nicht. Das Schulfranzösisch muss aktiviert werden. Es klappt besser als gedacht. Überaus freundlich werde ich auf dem Campingplatz empfangen. Es gibt einen besonders ruhigen Platz für Pilger neben einem kleinen Gärtchen direkt an der Mosel. Die erste Übernachtung ist für Pilger sogar frei. Ich fühle mich hier gut aufgehoben.

Platz für Pilger mit Zelt in Sierck-les-Bains

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